Koordinierte Holznutzungen im Privatwald
Veröffentlicht von Waldbauverein Sense am
Koordinierte Holznutzung im Privatwald des Sensebezirks
Die Wälder des Sensebezirks sind sehr divers. So auch deren Eigentum und die Organisation der Waldbewirtschaftung. Während die öffentlichen Wälder (rund 3’400 ha) von Forstbetrieben (Staatsforstbetrieb, Forstbetrieb Schwyberg und Burgergemeinde Freiburg) bewirtschaftet werden, so betreuen den Privatwald von rund 4’400 Hektaren die Privatwaldförster (Daniel Pürro, Pascal Jungo, Michael Ackermann und Kaja Nagel).

Im Privatwald gibt es grundsätzlich zwei Arten der Holzschlagorganisation. Die Förster zeichnen Holzschläge für Waldeigentümer an und die Ausführung wird vom Waldeigentümer selber organisiert (rein hoheitliche Arbeiten) oder die Förster zeichnen an, koordinieren die Holzschläge je nach Bedarf über mehrere Waldeigentümer und übernehmen die Organisation sowie die Abrechnung der Holzschläge gegen Verrechnung des zusätzlichen Aufwands. Im Privatwald des mittleren Sensebezirks (Revier 2.8) spielt dabei der Waldbauverein Sense eine zentrale Rolle. Entstanden ist der Waldbauverein, der heute ca. 300 Mitglieder mit einer Waldfläche von rund 1’000 ha zählt, 2005 durch die Fusion mehrerer Waldbauvereine. Neben der Interessensvertretung der Waldbesitzer organisiert der Waldbauverein Anlässe rund um den Wald und Sammelbestellungen für Forstpflanzen. Sein eigentliches Kerngeschäft ist jedoch die koordinierte Holznutzung (KHN; siehe Abbildung 1). Er übernimmt für solche Holzschlagprojekte über mehrere Waldeigentümer die Trägerschaft, vergibt die Arbeiten und spielt die Bank. So können den Forstunternehmen grössere und gebündelte Aufträge zur Verfügung gestellt werden. Die Waldbesitzer erhalten dadurch interessantere Erlöse, haben kaum Aufwände und sind fachlich gut beraten. Der Forstdienst kann seine Arbeiten bündeln und erreicht so seine Ziele der Holznutzung auch im Privatwald.

Koordinierte Holznutzungen 2023 im Revier 2.8
Bereits seit Herbst 2022 bin ich am planen der koordinierten Holznutzungen (KHN) für 2023. Geplant sind Holzschläge zur Verjüngungseinleitung, Z-Baum Durchforstungen, Waldrandaufwertungen und Jungwaldpflegen in den Wäldern Brunnenberg- & Äbnetholz (Gemeinde Tafers) und Chapf- & Selgiswilholz (Gemeinde Heitenried). Ziel ist es die Waldmassive ganzheitlich zu betrachten und dabei alle Parzellen der interessierten Waldeigentümer mit Handlungsbedarf zu bewirtschaften. Untenstehend etwas genauer erklärt anhand der KHN im Selgiswilholz. Die Ausführung der bereits fertig geplanten KHN stand bereits vor der Tür, als Vincent Bosson (mittlerweile Förster im Revier 3.3) im Rahmen seiner Försterausbildung im zweiten Forstkreis sein Praktikum absolvierte. Um ihm Arbeit in spannenden Projekten zu ermöglichen, wurde auch die Planung und Anzeichnung einer möglichen KHN im Selgiswilholz auf seiner Ideenliste vermerkt. Vincent interessierte sich für dieses Projekt und so starteten wir gemeinsam mit der Planung im Sommer 2023. Zuallererst evaluierten wir auf welchen Parzellen Handlungsbedarf besteht. Anschliessend kontaktierten wir diese Waldeigentümer und informierten sie über das Vorgesehene. Interessierte stimmten einer Anzeichnung zu, Nicht-Interessierte wurden respektiert und ihre Wälder nicht behandelt. Im Büro kartierten wir die Erschliessung und teilten die Waldbestände in Eingriffsarten ein (siehe Abbildung 2 & 3). Anschliessend nahmen wir die Anzeichnung inkl. Feinerschliessung pro Eigentümer vor und berieten diese falls nötig vor Ort. Zurück im Büro stellten wir die Anzeichnungsprotokolle oder Pflegeaufträge zusammen und liessen den Holzschlag inkl. Pflege von Forstunternehmern offerieren. Mit jedem Waldeigentümer wurde darauf aufbauend eine Vereinbarung unterzeichnet, auf welcher sie bestätigen den Holzschlag zu den abgemachten Bedingungen dem Waldbauverein Sense abzutreten und den Holzschlag von einem geeigneten Forstunternehmer ausführen zu lassen. Nach Abschluss aller Arbeiten erhalten die Eigentümer eine detaillierte Abrechnung des Revierförsters mit späterer Auszahlung des resultierenden Betrages via Waldbauverein.


Über alle koordinierten Holznutzungen 2023 im Revier 2.8 konnten so ca. 34 ha Wald von 19 verschiedenen Waldeigentümern behandelt werden, wobei ca. 3’750 m3 Holz genutzt werden konnte (siehe Tabelle). Die Erlöse für die Waldeigentümer (ohne Beiträge) belaufen sich von 5 CHF/m3 für Durchforstungen in schwierigem Gelände mit wenig Holzanfall bis hin zu 28 CHF/m3 für Endnutzungen in gut befahrbarem Gelände mit viel Holzanfall. Klassische Jungwaldpflegen im Dickungsstadium werden um die Beiträge (2’500 CHF/ha) ausgeführt und es resultieren somit keine Erlöse aber auch keine Kosten für die Eigentümer. Den Zuschlag für die KHN 2023 bekam die Forstunternehmung Meier Holztechnik GmbH. Diese Forstunternehmung hat bereits in den vergangenen Jahren viele Aufträge für den Waldbauverein erledigt und ist mit Radharvester und Forwarder, sowie gut ausgebildetem Personal, bestens für die KHN 2023 geeignet. Gestartet hat die KHN 23 Anfangs September. Ausschlaggebend für den Startzeitpunkt war das Brunnenbergholz. Zum einen sind die nassen Bedingungen, wie der «Brunnen» im Namen des Holzes bereits vermuten lässt, für den frühen Zeitpunkt verantwortlich. Leider werden die Winter mit langen Kälteperioden und gefrorenen Bedingungen rarer. Wenn wie in diesem Fall sehr nasse Bedingungen anzutreffen sind und viele Weiden befahren werden müssen, eignet sich ein trockener Herbst besser als die ewige Hoffnung auf lange und kalte Winterperioden. Die Präsenz eines Wespenbussard – Brutpaares im Brunnenbergholz bestimmte jedoch den frühestmöglichen Zeitpunkt. Der Wespenbussard ernährt sich vorwiegend von Insekten. Sein Vorkommen ist unteranderem deshalb selten (potenziell gefährdet gemäss roter Liste CH). Seine Aufenthaltsdauer im Brutgebiet dauert bis Ende August, danach bricht er auf zu seiner Reise in die 7’000 km entfernten Regenwälder Afrikas. So war es auch im Brunnenbergholz. Nach Rücksprache mit Adrian Aebischer konnte nach Abreise des Bussardes am 4. September mit der koordinierten Holznutzung begonnen werden. Bei sehr trockenen, für den Holzschlag idealen Bedingungen, konnte das Brunnenbergholz bewirtschaftet werden. Anschliessend folgten die Arbeiten in den weiteren Waldungen, welche grösstenteils Anfang November abgeschlossen werden konnten. Meiner Meinung nach, wurde sehr gut gearbeitet. Es konnte so anhand eines weiteren Beispiels aufgezeigt werden, dass die umstrittenen grossen Maschinen bei richtigem Arbeitseinsatz schonender arbeiten können als die Holzerei mit Traktoren oder ähnlichem. Hoffen wir, dass das Wespenbussard-Brutpaar nächstes Jahr wieder ins Brunnenbergholz zurückkehrt und sich ab seinem umgebauten zu Hause gleich erfreut wie der Förster.
Zahlen & Fakten
